
Fast alle unsere Lebensmittel sind entweder mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) oder einem Verbrauchsdatum (VD) gekennzeichnet. Einige müssen laut Gesetz gar nicht datiert werden. Was das genau für uns bedeutet, wie lange Lebensmittel wirklich geniessbar sind und wie man Food Waste vermeidet, erklärt uns Andreas Pironato, Leiter Qualitätssicherung bei SPAR, im Interview.
Was genau sagt das Mindesthaltbarkeitsdatum aus?
Beim Mindesthaltbarkeitsdatum geht es um die Qualität und die spezifischen Eigenschaften eines Lebensmittels, die bis zu diesem bestimmten Datum garantiert werden. Aber auch nach Ablauf des MHD ist ein Lebensmittel nicht automatisch verdorben oder nicht mehr zum Verzehr geeignet. Bei richtiger Lagerung können Lebensmittel meist weiterhin ohne Einschränkung konsumiert werden. Also anschauen, riechen und vorsichtig probieren – das kann viele Lebensmittel vor der Tonne retten und hilft, Geld zu sparen.
Und wie definiert sich das Verbrauchsdatum?
Das Gegenstück zum MHD ist das Verbrauchsdatum. Das bedeutet, dass ein Lebensmittel bis zu diesem Zeitpunkt zu verbrauchen ist und danach nicht mehr konsumiert werden darf. Produkte mit Verbrauchsdatum sind besonders schnell verderbliche und empfindliche Lebensmittel, die überwiegend kühl gelagert werden, wie Frischfleisch, Aufschnitt (Charcuterie) und Frischkäse etc. Das Verbrauchsdatum ist daher wichtig, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten.
Wer bestimmt das Mindesthaltbarkeitsdatum?
Das MHD wird grundsätzlich vom Hersteller definiert. Damit er absolut sicher sein kann, führt er sogenannte Lagertests durch. Das bedeutet, er dokumentiert, wie sich das Produkt nach 30, 60 und 90 Tagen entwickelt hat. So kann er beurteilen, welches MHD passt, damit Geschmack, Farbe, Textur und Mikrobiologie des Produkts zufriedenstellend sind.
Was passiert mit den Produkten nach dem Ablauf des MHD?
Im Auftrag des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hat die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) unter anderem das Mindesthaltbarkeitsdatum plus (MHD+) erarbeitet. Seit mehr als zwei Jahren dürfen daher Detailhändler Lebensmittel, die das MHD erreicht haben, auch noch für eine Weile mit der Kennzeichnung Mindesthaltbarkeitsdatum plus (MHD+) verkaufen. Das MHD+ legt einen Zeitrahmen fest, innerhalb dessen ein Produkt nach Ablauf des MHD bei korrekter Lagerung sicher verkauft und konsumiert werden kann. Je nach Produktkategorie handelt es sich dabei um zusätzliche 6 bis 360 Tage. Zudem können Produkte mit Verbrauchsdatum, die zum Einfrieren geeignet sind, als Tiefkühlprodukt ebenfalls weitere 90 Tage lang verkauft werden. Damit sollen Lebensmittel vor einer Verschwendung aufgrund des abgelaufenen Datums bewahrt werden.
Sind bei SPAR Produkte mit MHD+ erhältlich?
Das Projekt MHD+ wurde bei SPAR im Dezember 2024 gestartet. Da gab es natürlich eine ganze Menge Regularien, die es im Vorfeld zu erfüllen galt, wie eine spezielle Etikettierung oder ausführliche Kundeninformationen. Zudem rabattieren wir MHD+-Produkte mit 50 %. So ist das eine Win-win-Situation – sowohl für unsere Kundinnen und Kunden als auch für SPAR. Der Kunde erhält ein gutes Produkt, das er ohne Einschränkung geniessen kann, zu einem attraktiven Preis. Und SPAR kann ihre Nachhaltigkeitsphilosophie verfolgen und muss weniger Lebensmittel entsorgen. Die Rückmeldung von unserer Kundschaft ist übrigens durchgehend positiv.
Was ist, wenn jemand ein gekauftes MHD+- Produkt doch nicht mag?
Da sind wir absolut kulant! Das Produkt wird anstandslos zurückgenommen, der bezahlte Preis wird zurückerstattet. Wir haben das ganz klar in den Richtlinien festgehalten. Damit die Akzeptanz unserer Kundschaft für diese effektive Nachhaltigkeitsmassnahme nicht leidet.
Welches Produkt wird von den Konsumierenden häufig weggeworfen, obwohl es das nicht müsste?
Das sind sicher frische Waren wie Milchprodukte, Fleischwaren und Charcuterie. Gerade Fleischkonsum ist nach Ablauf des Verbrauchsdatum nicht empfehlenswert, bei Poulet und Hackfleisch sogar ein absolutes No-Go. Bei der Charcuterie kann es durch Lichteinfluss Farbveränderungen geben, die Wurst kann einen Graustich bekommen. Meist betrifft das nur die Optik, geschmacklich gibt es bei korrekter Lagerung keine Einschränkungen.
Was raten Sie Kundinnen und Kunden für den Einkauf, damit sie weniger wegwerfen müssen?
Bewusst einkaufen! Überlegen Sie sich vor Ihrem Einkauf, was Sie essen wollen und für wie viele Personen. Machen Sie sich auch Gedanken darüber, was Sie wann zubereiten wollen. So vermeiden Sie Produkte mit abgelaufenem MHD oder Verbrauchsdatum in Ihrem Kühlschrank.
In der Schweiz geht ein Drittel aller verfügbaren Lebensmittel auf dem Weg vom Feld zum Teller verloren oder landet im Abfall. Gut ein Drittel der Verluste entsteht zu Hause. foodwaste.ch informiert, sensibilisiert und aktiviert Konsumierende mit dem Ziel, die Lebensmittelverschwendung im Haushalt zu reduzieren.